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Nikolaus und Krampus in Südtirol

Nikolaus mit KrampussenJedes Jahr Anfang Dezember ziehen der Nikolaus und die Krampusse zusammen los. Dabei soll der Nikolaus die braven Kinder belohnen, der Krampus die bösen bestrafen. Inzwischen hat sich diese Tradition zu einem Anziehungspunkt für große und kleine Besucher entwickelt, vor allem dann, wenn die Krampusumzüge stattfinden.

Die Tradition vom Nikolaus selbst beruht bekanntlich auf der Geschichte des heiligen Nikolaus von Myra und dem Gleichnis der Talente. Der christliche Brauch hat sich vor allem in den deutschsprachigen Gebieten Europas erhalten und wird dort auch heute noch gefeiert. Mit der Zeit, hat sich aber auch der Krampus, ursprünglich der bedrohliche, dunkle Konterpart des Nikolaus, im alpenländischen Brauchtum zu einem selbstständigen Phänomen entwickelt.

So finden zwischen Ende November und Anfang / Mitte Dezember in zahlreichen Ortschaften Südtirols Krampusumzüge statt. Dann wird es in den Straßen, Gassen und Plätzen einiger Ortschaften richtig gruselig – vor allem in Toblach, in Sexten, im Gsiesertal und in Naturns, wo es die größten Krampusumzüge Südtirols gibt, bei denen aber zum Abschluss der gütige Nikolaus nicht fehlen darf.

So geht es beispielsweise in Sexten zu, wenn die Krampusse los sind:

Krampusse in allen Variationen, bei manchen Umzügen über hundert, ziehen durch die Gassen, machen mit ihren Ketten und Kuhglocken einen ohrenbetäubenden Lärm und versuchen sich in furchteinflößenden mündlichen Lautäußerungen.

Schau Dir auch den Krampusumzug in Toblach an, den ältesten Krampusumzug Südtirols:

Bis vor einigen Jahrzehnten bestand die Aufgabe des Krampus lediglich darin, den heiligen Nikolaus auf seinem Rundgang von Haus zu Haus zu begleiten und das eine oder andere Kind, das übers Jahr nicht unbedingt den allgemeinen Vorstellungen von „brav“ entsprochen hatte, in seinen Korb zu stecken und ihm so und mit Hilfe seiner Rute ordentlich Angst einzujagen. Nun – diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Heute sitzt der Krampus, wenn er denn überhaupt noch den Nikolaus begleiten darf, brav neben ihm in der Stube oder muss gar draußen vor der Tür warten. Was bleibt ihm dann eigentlich anderes übrig, als sich bei Umzügen auszupowern.

Der Krampus-Umzug in Naturns

 

 

Ein nicht ganz ernst gemeintes Kurzinterview haben wir erst kürzlich mit dem Herrn Krampus geführt:

Lieber (darf man überhaupt „lieber“ sagen?) Herr Krampus, wie ist es, jedes Jahr nur einige Wochen an die Öffentlichkeit treten zu dürfen? Was machen Sie die restliche Zeit?
Nun ja…. Eigentlich lässt es sich gut leben. Die Vorweihnachtszeit ist zwar ziemlich stressig, aber man weiß dann zumindest, was man getan hat. Nach dem großen Trubel nehme ich mir meistens eine ordentliche Auszeit in einem Südtiroler Wellnesshotel. Man muss ja irgendwie wieder runterkommen. Außerdem: Meine Kollegen und ich haben uns das verdient.

Kinder schlagen, in den Korb packen, das eine oder andere von ihnen fressen… Haben Sie Sehnsucht nach der „guten, alten Zeit“?
Es waren halt andere Umstände damals. Ich war früher auch nicht immer glücklich mit dem Prozedere. Aber heute ist es zum Glück ja anders.

Welcher Krampuslauf gefällt Ihnen am besten?
Natürlich habe ich viel Freude mit den richtig großen Umzügen, wie etwa mit jenem in Toblach. Da trifft man Kollegen, die man nur einmal im Jahr sieht, und tauscht sich über Familie, Arbeit, oder auch Makeup aus. Aber auch die kleineren Umzüge überall im Land haben ihr eigenes Flair.

Sie haben einen recht markanten Look. Pflegen Sie Ihr Äußeres besonders in der ruhigeren Zeit des Jahres?
Naja, man will ja auch als Teufel gepflegt erscheinen! Ich gehe regelmäßig zum Huf- und Hornpfleger meines Vertrauens. Die Mähne braucht auch ab und zu eine Kur, besonders nach der stressigen Vorweihnachtszeit. Aber ehrlich gesagt, der zerzauste Look ist ohnehin mein Markenzeichen.

Haben Sie in Ihrem Beruf so etwas wie ein Vorbild?
Oh ja, der klassische Teufel aus der Mythologie ist natürlich eine große Inspiration. Aber ich bin auch ein großer Fan von modernen Schurken aus Filmen. Darth Vader? Ganz großartig! Der hat Stil und den richtigen Umgang mit Angst und Schrecken.

Haben Sie eigentlich auch Angst vor etwas?
Angst? Ich bin der Krampus! Aber gut, wenn ich ehrlich bin: zuckersüße Weihnachtsmusik macht mir manchmal schon ein bisschen zu schaffen. Da kriege ich echt Gänsehaut.

Bilder zu Krampusumzügen in Südtirol

Krampus Krampusumzug Krampusumzug in Südtirol

Eines ist aber sicher: Auch wenn sie angsteinflößend sind, solltest Du sie doch mal bei einem Krampusumzug, zumindest aus der Ferne, beobachten.

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