Dass etwas schon seit vielen Generationen Bestand hat, ist in Südtirol eher die Regel als die Ausnahme. Hier versteht man es, die Werte und das Wissen der Vorfahren zu bewahren und gleichzeitig offen für Innovationen und frische Ideen zu bleiben. Besonders die Kaffeerösterei Alps Coffee in Rabland bei Partschins, die seit 1890 existiert, verkörpert diese Verbindung zwischen Tradition und Moderne. Jahrhundertalte Röstmethoden, fein aufeinander abgestimmte Aromen und das Streben nach Perfektion verbinden sich hier zu einem Kaffeeerlebnis, das weit über den Genuss hinausgeht.
Jeder Schluck erzählt von handwerklicher Hingabe, gelebter Geschichte und einem tief verwurzelten Sinn für Exzellenz.
Ein Porträt: Eine kleine Bohne, eine große Vision
Die Geschichte von Alps Coffee reicht zurück bis ins Jahr 1890, als Urgroßvater Josef Schreyögg in Meran ein Feinkostgeschäft eröffnete und Kolonialwaren sowie Kaffeesorten aus aller Welt anbot. Schon damals war die Kunst des Röstens mehr als nur ein Handwerk – sie war eine Leidenschaft, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Heute führt Stefan Schreyögg gemeinsam mit seinem Vater Peter das Familienunternehmen in vierter Generation und hält an jenen Werten fest, die von Anfang an im Mittelpunkt standen: höchste Qualität, Nachhaltigkeit und die traditionelle Langzeitröstung.
In der Welt des Kaffees gilt Qualität als höchstes Gut – eine Philosophie, die sich bei Alps Coffee in jedem Schritt widerspiegelt. „Für uns beginnt Qualität bereits beim Ursprung“, erklärt Geschäftsführer Stefan Schreyögg und beschreibt, wie entscheidend die Sorgfalt bei der Auswahl der Kaffeebohnen ist. Von ausgewählten Plantagen rund um den Äquator stammen die Rohbohnen, und bereits hier werden wesentliche Grundlagen für das Endprodukt gelegt. „Von der Pflanze bis zur Tasse bestimmt eine ganze Reihe an Faktoren die Qualität des Kaffees“, fährt Stefan Schreyögg fort.
Entscheidend für den weiteren Prozess ist die Verarbeitung der Bohnen. Alps Coffee setzt auf eine traditionelle Langzeitröstung, bei der jede Sorte ihr eigenes Röstprofil erhält, um die individuellen Aromen optimal zu entfalten. „Wir glauben an die sortenreine Langzeitröstung, bei der die Bohnen genug Zeit haben, um ihren vollen Geschmack zu entwickeln“, so Stefan Schreyögg. Das Ergebnis: Ein komplexer, ausgewogener Kaffee, bei dem jede Note zum Vorschein kommt, ohne dass das Aroma überdeckt oder verfälscht wird.
Die Präzision endet jedoch nicht nach dem Röstvorgang. Jede Mischung wird sorgfältig auf verschiedene Zubereitungsarten abgestimmt – ob für Siebträgermaschine, Filter oder Mokkakanne. „Dank unserer Fachkompetenz und laufender Qualitätskontrolle erzielen wir ein optimales und gleichbleibendes Ergebnis“, erklärt Stefan Schreyögg und hebt hervor, dass die tägliche und mehrmalige Verkostung durch ein achtköpfiges Expertenteam ein entscheidender Bestandteil des Prozesses ist. So gelangt letztlich nur das Beste in die Tasse der Kunden.
Handwerk, Hingabe & Heimat:
Im Gespräch mit Stefan Schreyögg
Ein Genuss wie gemalt, ein Geschmack wie erzählt. Zu poetisch? Für den Kenner einer guten Tasse Kaffee kaum. Der feine Duft frisch gerösteter Bohnen erfüllt den Raum und nimmt uns mit auf eine sinnliche Reise in die Welt des Kaffees. An unserer Seite: Stefan Schreyögg, Geschäftsführer der Kaffeerösterei Alps Coffee (ehemals Schreyögg), der uns mit seiner Expertise und Leidenschaft die feinen Nuancen seines Handwerks näherbringt. Die Traditionsrösterei mit Sitz in Rabland hat in den letzten Jahren einige Veränderungen durchlaufen, angefangen mit der Namensänderung von „Schreyögg“ zu „Alps Coffee“.
-
Warum der neue Name?
Was bedeutet er für euch und eure Kunden? „Die Marke ‚Alps Coffee‘ kam 2019 – ein notwendiger Schritt, um uns international klarer zu positionieren. Der neue Name verbindet unser alpines Qualitätsdenken mit unserer mediterranen Leidenschaft und zeigt genau, wofür wir stehen“, erklärt Stefan Schreyögg. „Und die Resonanz bei den Kunden? Durchwegs positiv! Die Umbenennung hat unser Profil nur geschärft.“
-
Wie läuft der kreative Prozess ab, wenn es darum geht, eine neue Kaffeemischung zu entwickeln? „Es ist tatsächlich ein intensiver Prozess“, erklärt Stefan Schreyögg. „Nach dem Rösten stellen wir die verschiedenen Kaffeesorten zu sogenannten Blends zusammen. Dabei kann eine Mischung aus bis zu zwölf verschiedenen Sorten bestehen, die alle perfekt aufeinander abgestimmt werden müssen. Die Geschmacksabstimmung erfordert Feingefühl und Erfahrung – wie bei einem Koch, der mit Gewürzen spielt, tüfteln wir an der perfekten Balance der Aromen. Jahrzehntelange Erfahrung, modernste Technologien und eine sorgfältige optische Selektion jeder Bohne helfen uns dabei, höchste Qualität sicherzustellen.“
-
Welche Kaffeesorten erfreuen sich bei Alps Coffee der größten Beliebtheit und was macht sie so besonders? „Unsere hochwertigsten Espressomischungen sind zweifellos unsere Spezialität“, sagt Stefan Schreyögg mit einem Lächeln. „Aber auch unsere fein abgestimmten Mischungen für Kaffeevollautomaten, die Filterkaffeemischungen für den Frühstücksbereich sowie unsere Bio-Kaffeespezialitäten und der entkoffeinierte Espresso erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Kunden schätzen primär die konstante hohe Qualität, die wir in all unseren Produkten garantieren können. Zudem sind wir stolz auf die kontinuierliche Erweiterung unseres Bio- und Fair-Trade-Sortiments. So tragen wir aktiv zu einer nachhaltigen und umweltbewussten Kaffeeproduktion bei, was uns besonders am Herzen liegt.“
-
Gibt es neue Produkte oder Projekte, auf die ihr besonders stolz seid und die in naher Zukunft lanciert werden? „Nachhaltigkeit ist für uns zentral – das gilt für unsere Produkte ebenso wie für die Rohstoffe dahinter. Seit Jahren beziehen wir vermehrt Rohkaffee aus fairem Handel und ökologischem Anbau, und wir engagieren uns aktiv in Projekten, die Kleinbauern vor Ort unterstützen. Diese Partnerschaften fördern nicht nur fairen Handel und nachhaltige Landwirtschaft, sondern stärken auch die Gemeinschaften in den Anbaugebieten. Ein respektvoller Umgang mit Umwelt und Menschen gehört bei uns zum Selbstverständnis. Und darauf bauen wir auch in Zukunft: Das Bio- und Fair-Trade-Sortiment wird stetig erweitert.“
-
Was unterscheidet einen erstklassigen Kaffee von einem weniger guten Kaffee, und wie kann ein Laie den Unterschied erkennen? „Ein erstklassiger Kaffee entsteht durch die sorgfältige Veredelung hochwertiger Kaffeebohnen im schonenden Langzeitröstverfahren“, erklärt Stefan Schreyögg. „Dieses Verfahren stellt sicher, dass sich alle Aromen optimal entfalten können. Für die Laien ist die Vielfalt der Aromen beim Genuss des Kaffees ein deutliches Zeichen für Qualität. Fehlen diese Aromen oder treten negative Düfte wie Kork, Rauch oder Stroh auf, ist das oft ein Hinweis auf minderwertigen Kaffee. Solche unangenehmen Gerüche deuten auf mangelhafte Bohnen hin, was sich bereits an der unregelmäßigen Farb- und Strukturverteilung der Bohnen erkennen lässt.“
-
Welche Irrtümer über Kaffee halten sich hartnäckig in der Gesellschaft? „Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass Espresso mehr Koffein enthält und somit stärker ist als Filterkaffee“, erklärt Stefan Schreyögg. „Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Koffein ist wasserlöslich. Das bedeutet, je länger das Wasser mit dem Kaffeepulver in Kontakt bleibt, desto mehr Koffein wird extrahiert. Der Koffeingehalt hängt also stark von der Bohnensorte und der Röstung ab.“
Er fährt fort: „Ein weiterer Mythos ist, dass Filterkaffee gesünder sei als Espresso. In Wirklichkeit enthält richtig zubereiteter Espresso oft weniger Bitterstoffe und Säuren. Auch die Annahme, dass nur Arabica-Bohnen für hochwertigen Espresso geeignet sind, ist nicht korrekt. Ein guter Espresso, besonders aus Norditalien, enthält in der Regel 5–30 % Robusta-Bohnen. Diese sorgen für ein kräftigeres Aroma und eine stabile Crema. Es gibt sowohl hervorragende Robusta-Bohnen als auch minderwertige Arabica-Sorten.“
-
Gibt es Missverständnisse über die Zubereitung von Kaffee, die oft zu schlechten Erfahrungen führen? „Wichtig ist das Bewusstsein, dass es für das perfekte Genusserlebnis mehrere Faktoren gibt. Darunter gilt es je nach Zubereitungsart, die richtige Mischung zu verwenden, den idealen Mahlgrad anzuwenden, die Maschine präzise einzustellen sowie das handwerkliche Geschick des Menschen. Bei Einhaltung aller Empfehlungen durch die Experten steht dem perfekten Kaffeemoment nichts mehr im Wege. Irrtümlicherweise glauben viele, es sei gut für das Aroma, etwas Kaffee in der Maschine zu lassen. Ganz im Gegenteil, gerade die regelmäßige Reinigung der Maschine ist essenziell.“
-
Apropos Kaffeemaschine. Wie wichtig ist die Wahl der Kaffeemaschine für den Geschmack?
Oder anders gefragt: Kann die falsche Kaffeemaschine den perfekten Kaffee zunichtemachen? „Definitiv“, sagt Stefan Schreyögg ernst. „Die Verwendung der richtigen Maschine ist einer der ausschlaggebenden Faktoren für das perfekte Geschmackserlebnis in der Tasse. Dabei kommt es auf die Feineinstellung an. Brühtemperatur, Druck und Extraktion sind präzise einzustellen. Die Maschine und der Kaffee müssen harmonieren, sonst kann der beste Kaffee sein Potenzial nicht entfalten. Wir haben spezielle Mischungen für verschiedene Zubereitungsmethoden, damit die Aromen optimal zur Geltung kommen.
-
Das Wasser spielt doch auch eine große Rolle, oder? „Ja, allerdings. Da Wasser der Hauptbestandteil einer Tasse Kaffee ist, ist gutes Wasser Voraussetzung für ein hervorragendes Ergebnis in der Tasse. Für den perfekten Kaffeegeschmack sollte das Wasser nicht zu hart und nicht zu weich sein. Ideal ist Wasser mit einem pH-Wert von 7,0 und einer Gesamthärte von ca. 4 bis 8 °dH, je nach Zubereitungsmethode. Hier empfehlen wir die Beratung durch den Experten.“
-
Wenn ihr einen Kaffee für eine berühmte Persönlichkeit kreieren könntet, wer wäre das und welche Geschmacksrichtung würdet ihr wählen? „Vor Jahren kreierten wir für den Jahrhundertkoch Eckart Witzigmann einen edlen Espresso. Herr Witzigmann wünschte sich einen Espresso mit feinen Schokoladen- und Vanillearomen und einem richtig schönen vollen Körper. So entstand damals der Espresso Artista.“
-
Last but not least: Wie würdet ihr einen Nicht-Kaffeetrinker langsam an den Genuss von Kaffee heranführen?
Habt ihr besondere Empfehlungen, um den Einstieg in die Kaffeewelt schmackhaft zu machen, und welche eurer Produkte würdet ihr empfehlen? „Grundsätzlich können wir zu Beginn säurearme und milde Kaffeemischungen empfehlen. Unser schonendes Langzeitröstverfahren bringt relativ säurearme Kaffees hervor. Kaffeemilchgetränke sind für den Anfang sicherlich empfehlenswert. Die Welt des Kaffees birgt jedoch eine enorme Vielfalt an Kaffeemischungen und Zubereitungsarten. Von aromareichen Espressomischungen über herzhafte Filterkaffeemischungen hin zu speziellen Mischungen für Kaffeevollautomaten runden entkoffeinierte Kaffees das breite Sortiment ab. Welche die richtige Zubereitungsmethode oder die perfekte Mischung ist, bleibt eine Frage des persönlichen Geschmacks.“
„Guter Kaffee ist wie gute Musik –
beides berührt die Seele.“
- Roger Cicero
Foto: Alps Coffee / Florian Andergassen
Geschrieben von Julia Niederbrunner Julia pendelt zwischen zwei "Klimazonen": Ihrer Herzensheimat, dem Pustertal, und der Wahlheimat an der Südtiroler Weinstraße. Wenn sie mal nicht als Text Artist mit Wörtern jongliert und übers schönste Platzl der Welt, nämlich Südtirol, schreibt, dann findet man sie draußen in der Natur beim Fotografieren. Die Kamera ist quasi ihr drittes Auge, nur beim Lesen, Wein trinken & Genießen setzt sie sie auch einmal ab. Lieblingsreiseort fernab Südtirols? Irland. Herzensheimat Nummer 3.