Was spielt sich bei einem Dolomiten-Rundflug in den Dolomiten ab, wenn man in einem Ultraleichtflugzeug sitzt? Wir haben einen Passagier und natürlich einen Piloten dazu befragt.
Von der Seite, von unten, vom Gipfel aus. Es gibt viele Perspektiven, um die Dolomiten mit ihren majestätischen Gipfeln zu entdecken. Bereits seit vielen Jahren ist es auch möglich, die bleichen Berge mal aus einer völlig ungewohnten Perspektive zu entdecken: Nämlich aus der Luft. Der Aero Club Toblach bietet seit über eineinhalb Jahrzehnten Dolomiten-Rundflüge an. Von Toblach im Hochpustertal aus starten die kleinen, aber stabilen Maschinen zu ihrer Rundtour und nehmen ihren Passagier/ihre Passagierin mit auf eine fesselnde Entdeckungsreise.
Wie fühlt es sich an, eine solche Maschine mitten in den Dolomiten zu fliegen? Wie ist das Gefühl, als Passagier mitzufliegen?
Wir haben zwei gefragt, die es wissen müssen: Robert Fuchs ist Vizepräsident des Aero Club Toblach, der die Rundflüge organisiert. Er ist seit vielen Jahren passionierter Pilot, Vizepräsident des Clubs und als Gründungsmitglied seit 2005 dabei.
Michael aus Innichen hat sich bereits zweimal als Passagier auf die atemberaubende Reise zu den Dolomiten begeben. Weiter unten hat er auf unsere Fragen geantwortet.
Tolles Kurz-Video über einen Dolomiten-Rundflug:
„Fliegen in den Bergen ist schwieriger“
Robert Fuchs vom Aero Club Toblach über seine Leidenschaft für das Fliegen in den Dolomiten und wie es ist, wenn die Geräte ausfallen und man ganz auf sich alleine gestellt ist.
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Herr Fuchs, Sie sind passionierter Sportflieger. Seit wann betreiben Sie diesen großartigen Sport?
Ich habe 1985 meinen Schein gemacht. War bzw. bin Mitglied in mehreren Vereinen und bin im Besitz sowohl der österreichischen als auch der italienischen Lizenz. Mittlerweile habe ich über 4000 Flugstunden auf dem Buckel. Es ist wichtig, am Ball zu bleiben und regelmäßig zu fliegen, sonst kommt man aus der Übung.
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Was bewegt Ihre Fluggäste dazu, einen Rundflug zu buchen?
Die Motive sind so verschieden wie die Menschen, die mitfliegen. Im Allgemeinen spielt immer die besondere Landschaft eine Rolle. Die Sicht auf die Berge aus einer anderen, neuen Perspektive. Manchmal kommt es auch vor, dass jemand im Winter eine Skitour oder im Sommer eine Wanderung gemacht hat und dann dieses Erlebnis noch einmal aus einem neuen Blickwinkel nachempfinden möchte.
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Wie kommt es dazu, dass man in Toblach, im Herzen der Dolomiten, einen Fliegerclub gründet? Gibt es Unterschiede zum Flachland?
Prinzipiell ist Fliegen in den Bergen schwieriger und braucht Erfahrung. Besonders auch, weil wir Sportflieger auf Sicht fliegen und kein Radar oder ähnliches an Bord haben. Wenn man aber auf Sicht fliegt, wird es nicht einfacher, wenn immer wieder ein Berg die Sicht verstellt (lacht). Außerdem fliegen wir in einem Land mit zahlreichen Naturparks und anderen geschützten Gebieten. Da gibt es Richtlinien, die strengstens einzuhalten sind.
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Das Wetter spielt immer eine große Rolle, oder?
Natürlich. Deshalb studieren wir auch den Wetterbericht vor jedem Start ganz genau. Die beste Flugzeit ist im Normalfall am Vormittag. Im Sommer wird die Wettersituation nachmittags tendenziell instabiler und damit gefährlicher.
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Was wäre das Problem, bei Schlechtwetter zu fliegen?
Gerade in den Bergen können Wetterumschwünge sehr schnell gehen. Und wenn man mal in einer Wolke fliegt, dann weiß man ohne Instrumente nicht mehr, wo genau man ist, wo oben und wo unten ist. Das wollen wir Sichtflieger unter allen Umständen vermeiden.
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Sie sind Fluggerätewart beim Aero Club Toblach. Was bedeutet das?
Flugzeuge, auch Sportflugzeuge, sind sehr wartungsintensiv. Vor jedem Flug muss ein Vorflugcheck gemacht werden, bei dem alle Bestandteile auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden. Außerdem gilt es, die großen Wartungen vorzubereiten, die ungefähr zweimal jährlich beim Hersteller gemacht werden müssen. Damit ich diese Checks fachmännisch durchführen kann, habe ich eine umfangreiche Ausbildung absolviert.
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Woher kommt die Leidenschaft für das Fliegen in den Bergen?
Diese Leidenschaft wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Mein Vater war nämlich im 2. Weltkrieg Pilot. Er hat mir viel erzählt und mir die Leidenschaft fürs Fliegen vererbt. Während meiner Ausbildungszeit hatte ich dann das Geld nicht, um Pilot zu werden. Erst später dann konnte ich mir diesen – ziemlich aufwändigen und teuren - Kindheitstraum erfüllen.
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Gab es je brenzlige Situationen?
An wirklich brenzlige Situationen kann ich mich nicht erinnern. Natürlich ist es ein, zwei Mal vorgekommen, dass die Instrumente ausfallen. Diese Probleme muss man dann „ausfliegen“.
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Was bedeutet das?
Wir fliegen im Sportflieger-Bereich immer auf Sicht. Das bedeutet, dass die Sicht ohnehin gut sein muss zum Fliegen. Also kann man auch in einer Notsituation, wo mal die Instrumente zur Navigation ausfallen, im Normalfall den Flugplatz ansteuern und sicher landen. Das ist mir die paar Male, wo mir so ein Malheur passiert ist, zum Glück auch ohne größere Probleme gelungen.
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Der Motor ist Ihnen nie ausgefallen?
Eigentlich nicht. Obwohl wir solche Situationen immer wieder üben. Vor allem zwei Dinge sind in diesem Fall wichtig: Ausreichend Höhe, um einen sicheren Landeplatz anzusteuern sowie Ortskenntnis und Erfahrung, um einen solchen zu erkennen.
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Sind sichere Landeplätze nicht einfach zu erkennen?
Das ist oft gar nicht so einfach. Ein Weinberg in der Ebene kann von oben ziemlich sicher aussehen. Wenn man sich dann aber nähert und es stehen überall Stützen und Steher aus Beton in der Gegend rum … (lacht) da möchte man nicht gerne landen.
Herr Fuchs, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen noch unzählige unvergessliche Flugstunden.
„Ein sehr aufregendes Erlebnis“
Einer von denen, die das Flugerlebnis in den Dolomiten mitgemacht haben, ist Michael. Wie es sich anfühlt, durch die Sextner Sonnenuhr hindurchzufliegen und die Boote auf dem Pragser Wildsee von oben zu zählen, hat er uns erzählt.
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Michael, beschreibe bitte kurz dein Flugerlebnis.
Wenn ich mein Flugerlebnis in Worte fassen soll, dann sind das folgende: Unglaublich aufgrund der wunderschönen Natur und der Bergkulisse der Dolomiten. Aufregend, weil es auch den einen oder anderen Adrenalinkick dabei gibt. So ein Sportflugzeug ist ja kein Passagierflugzeug, dass so brav dahinfliegt (schmunzelt) und auf jeden Fall traumhaft, weil es ein Traum von mir ist, zu fliegen und mich alles rund um das Thema schon immer fasziniert hat.
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Was konntest du bei deinem Flug in den Dolomiten bestaunen?
Es war bereits mein zweites Rundflugerlebnis in den Dolomiten und ganz sicher nicht das letzte. Ich konnte dabei etliche großartige Orte aus der Höhe und teilweise auch aus ziemlicher Nähe bestaunen: Wir betrachteten die Drei Zinnen aus einer ganz neuen Perspektive, flogen direkt durch die Sextner Sonnenuhr und über Gewässer wie den Pragser Wildsee, denToblacher See, den Dürrensee und den Misurina-See. Die Runde ging weiter über das Höhlensteintal und Auronzo und zahlreiche Berge, deren Namen ich gar nicht kenne (lacht).
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Welches war für dich das Highlight des Flugs?
Was mich besonders beeindruckt hat, war der Flug direkt durch die Sextner Sonnenuhr: Links, rechts und unter uns nur Fels, unglaublich. Dann kommt man auf der anderen Seite der Berggruppe und wieder raus und sieht bereits von fern die majestätischen Drei Zinnen.
Beim Pragser Wildsee konnte ich aus der Höhe sogar die Boote zählen, die gerade unterwegs waren. Sehr schön war es auch, an den Pragser Dolomiten vorbei zu fliegen, wo man unter anderem die Reste des gewaltigen Felssturzes an der Kleinen Gaisl von 2016 sehen kann.
Und, naja, eines der Highlights war für mich ganz klar, als der Pilot die eine oder andere Bewegung und Drehung mit dem Flugzeug vollzogen hat. Das war sehr aufregend. Er wusste allerdings, dass mir dies Spaß macht und mich nicht verängstigt, sonst hätte er es nicht gemacht.
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Würdest du gern nochmal fliegen?
Auf jeden Fall werde ich in diesem Sommer nochmal über die Dolomiten fliegen. Diesmal möchte ich mehr von den Belluneser Dolomiten sehen, nämlich den Sorapis-See, die Cinque Torri und die Tofane bei Cortina.
Ich hatte mir nach meinen zwei Flügen sogar Gedanken gemacht, selbst mal den Pilotenschein zu machen. Wer weiß, ob ich mir diesen Traum irgendwann verwirklichen werde.
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Ganz ehrlich: Hattest du Angst?
Vor meinem ersten Flug hatte ich echt ein wenig Angst, da ich noch nie mit einem so kleinen Flugzeug geflogen bin und das Fliegen mit diesen kleinen, leichten Geräten bekannterweise unruhiger ist als mit einem Passagierflugzeug oder einem Hubschrauber. Nach wenigen Minuten aber verging die Angst komplett und ich war nur noch damit beschäftigt, Berge und Natur zu bestaunen …
In meinem zweiten Flug war Angst gar kein Thema mehr, sondern ich freute mich sogar, wenn mal eine Kurve schräger oder schneller geflogen wurde als normal. Zudem ist Herr Fuchs ein sehr erfahrener Pilot und man fühlt sich sehr wohl und sicher.
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Du hast bereits mit dem Heißluftballon und mit einem Sportflugzeug die Dolomiten erkundet. Wie unterscheiden sich die Erlebnisse? Was hat dir am besten gefallen?
Ich bin bisher zweimal mit einem Sportflugzeug und einmal mit einem Heißluftballon mitgeflogen bzw. mitgefahren. Auch sonst bin ich ein ausgesprochener Flug-Fan. Ich bin bereits mit den verschiedensten Passagierflugzeugen mitgeflogen: Von einer kleinen Embrear 190 über die Boeing 737 bis zu den Monstermaschinen Airbus A380 und Boeing 747-800. Diese Flüge waren für mich auch immer ein Erlebnis, da ich es einfach liebe, zu fliegen. Bei meinen Fernreisen habe ich etwa sogar darauf geachtet, bei Gelegenheit mal mit dem Airbus A380 fliegen zu können (schmunzelt).
Das Erlebnis einer Fahrt mit dem Heißluftballon ist komplett anders als mit einem Flugzeug. Es ist vielmehr ein romantisches Abenteuer, da man sehr ruhig und langsam über die Berge und Orte dahinschwebt. Man kann sogar über den Bergen mit seiner oder seinem Liebsten mit einem Glas Prosecco anstoßen. Zudem ist das beeindruckende am Heißluftballon, dass der Pilot nicht wirklich lenken kann, sondern sich nach Windrichtung und -stärke richten muss. Auch der Ort der Landung kann vorher nicht wirklich genau vorausgesagt werden.
Das Fliegen ist deutlich schneller und adrenalinreicher und man sieht in kurzer Zeit viele Orte.
Eines hatten meine Flugerlebnisse aber alle gemeinsam: Das Fliegen über den Dolomiten und deren Natur ist ein Traum.
Diese Dolomiten-Orte könnt Ihr beim Rundflug von oben bestaunen!
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Pragser Wildsee
zum Pragser Wildsee
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Drei Zinnen
zu den Drei Zinnen
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Plätzwiese
zur Plätzwiese
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Toblach
zu Toblach
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Dürrensee
zum Dürrensee
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Misurinasee
zum Misurinasee
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Sextner Sonnenuhr
zur Sextner Sonnenuhr
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Höhlensteintal
zum Höhlensteintal
Der Aero Club Toblach wurde 2005 gegründet. Seine Mitglieder vereint die Leidenschaft für das Fliegen und für die Berge. Geflogen wird an den Wochenenden, von Freitagmittag bis Sonntag. Natürlich aber nur, wenn das Wetter passt.
Die mittlerweile fünf Ultraleichtflugzeuge, in denen die Flüge angeboten werden, bieten Platz für lediglich zwei Personen. Also ist neben dem Piloten noch ein Fluggast zugelassen.
Angeboten werden im Allgemeinen ein halbstündiger und ein einstündiger Rundflug, wobei sich ersterer auf die Toblacher, Sextner und Pragser Dolomiten konzentriert. Die längere Variante des Rundflugs streckt ihre Fühler dann schon bis hin zur Seiser Alm und zum Sellastock aus. Der Club ist von Mai bis Oktober aktiv.
Kontaktieren kann man den Aero Club Toblach unter folgenden Telefonnummern:
+39 3484205003 (Aero Club)
+39 3479310505 (Manfred Lanzinger - Präsident)
Foto: ©Robert Fuchs; ©Michael Niederwolfsgruber - www.instagram.com/valpusteria/
Geschrieben von Andreas Obexer Südtirol-interessierter Vater zweier kleiner Kids, der es liebt, seine Heimat immer wieder neu zu entdecken. Neben der wunderschönen Landschaft interessiert er sich besonders auch für Kultur, Tradition und Brauchtum in diesem wunderschönen Land. Sobald die Kinder etwas größer sind, will er gemeinsam mit ihnen auf Entdeckungsreise gehen.