Früher hielt man Lawinen für die Strafe Gottes, der Hexen und Geister. Erst im Spätmittelalter erkannte man die wahren Ursachen. Lawinen erreichen eine Geschwindigkeit von bis zu 140 km/h und reißen alles mit. Treffen Mensch und die Extreme der Natur aufeinander, endet es meistens in einer Tragödie …
Entwurzelte Bäume, zermalmte Hütten, ausgelöschte Menschenleben - die Bilanz, die man nach einer Lawine zieht, ist nur selten gut. Die Gefahr dem weißen Tod gegenüberzustehen ist allgegenwärtig. Das schockierende daran ist, dass rund 90% der Lawinen vom Menschen selbst ausgelöst werden.
Der Urlaubsprospekt lockt mit Abenteuer, Natur pur und wirbt mit dem unbegrenzten Erlebnis in den Südtiroler Bergen: Die Sonne scheint, der Schnee glitzert, der Himmel strahlend blau - bei diesen Top-Bedingungen, die man unbedingt ausnutzen muss, kommt der Gedanke an die Sicherheit meistens zu spät.
Die Lawinenwarnskala reicht von Eins bis Fünf. Die meisten Lawinenunglücke und Abgänge passieren aber bereits bei Stufe Drei.
Am höchsten liegt die Lawinengefahr bei Hängen mit einer Neigung von 25° bis 45° Grad - extreme Mengen an Neuschnee, eine schwache Altschneedecke, Trieb-, Nass- und Gleitschnee erhöhen die Gefahr einer Lawine. Noch bevor sich der Schnee setzen und verfestigen kann, wächst der Druck auf die unteren Schichten immens. Schneewehen und Windverfrachtungen erhöhen das Risiko zusätzlich.
Um gesund und munter wieder nach Hause zu kommen, bedarf es folgender Faktoren:
Schnee und Wetter
Als verantwortungsbewusster Wintersportler checkt man im Laufe der Planung und kurz vor der Tour die aktuellen Wetter- und Lawinenberichte. Je mehr Neuschnee, umso größer die Lawinengefahr. Daneben spielen aber noch Wind, Sonneneinstrahlung und Temperaturschwankungen eine große Rolle.
Gelände
Die Steilheit eines Hanges sowie seine Lage geben Aufschluss über die Lawinengefahr. Besonders gefährdet: Hänge ab und über 30° Grad Neigung.
Mensch
Die meisten Lawinenabgänge sind vom Mensch selbst verschuldet. Grund dafür: Fehlerhafte Planung - Ausrüstung - Erfahrung, falscher Ehrgeiz, wenig oder nicht ausreichendes Wissen über das Gelände, Gefahren werden nicht wahrgenommen, Situationen falsch eingeschätzt - nicht nur bei Skitouren im offenen Gelände, auch beim Fahren abseits der Pisten. Trotz Warnschildern.
15 Minuten lang kann ein Mensch, unter Schneemassen verschüttet, überleben. Mit jeder weiteren Minute sinkt die Überlebenschance drastisch. Nach etwa 30 Minuten sind bereits 50 %, nach 35 Minuten bereits 70 % der Verschütteten an Erstickung verstorben.
Im Gelände sollte man sich entsprechend absichern und bei Hängen ab 30° Grad Entlastungsabstände von 10 m (Standardabstand 30 m) halten. Ab einer Hangneigung von 35° Grad wird bei der Abfahrt einzeln gestartet. Warnzeichen, die auf eine Lawine hinweisen sind frische Schneebrettlawinen, Setzungs- und „Wumm“-Geräusche, sowie Risse in der Schneedecke.
LVS, Schaufel, Sonde, Handy, Erste-Hilfe-Paket, Biwaksack - das alles gehört zur Notfallausrüstung dazu. Wer auf extra Sicherheit setzt, der hat noch einen Avalanche Ball und einen ABS-Lawinenairbag im Gepäck. Bei einer drohenden Lawine ist es für eine Flucht meistens zu spät. Man sollte gegen die Lawine ankämpfen und mit Armen und Beinen Schwimmbewegungen machen, damit man nicht zu tief hinuntergezogen wird. Wer im Besitz eines Airbags oder eines Avalanche Balls ist, betätigt den Auslöser so schnell wie möglich vor der Lawine.
Die Ausrüstung ist aber nur die halbe Miete. Ein Airbag allein reicht nicht. Der Wintersportler muss sich völlig darüber in Klaren sein, dass Lawinen zum Winter, zur Natur dazugehören. Und dass sie gefährlich sind. Immer.
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